Wir schreiben den 30. Januar des Jahres 2025 n. Chr., furchtlose Lateiner des Marion-Dönhoff-Gymnasiums erklimmen mit ihren Fachlehrerinnen Frau Franz und Frau Lennartz die Festung Ehrenbreitstein, wie damals – zu Fuß – über den „Bergweg“, der seinen Namen allemal verdient hat, da die Seilbahn zur Winterzeit noch nicht fuhr. Im Gegensatz zu den Vorgängern allerdings mit leichtem Gepäck und ohne Pferd, man wollte die Festung ja nicht erobern, sondern nur die diversen Spuren der Vorfahren erforschen. Und das „Gästebuch“ ist umfangreich: Kelten, Römer, Franzosen, Preußen – sie alle hatten ein begründetes Interesse an diesem Standort, der hoch oben auf dem Ehrenbreitstein, etwa 180m über dem Meerespiegel, nicht nur einen grandiosen Ausblick, sondern auch eine ideale und uneinnehmbare Position zur Verteidigung bot.
Dieses Mal gewährte man jedoch gerne Einlass, da die Schülerinnen und Schüler mit Latein als 2. Fremdsprache aus rein wissenschaftlichem Interesse einkehrten. So wurden sie herzlich am sogenannten „Feldtor“ von Herrn Hahn empfangen, der ihnen sogleich die abwechslungsreiche Historie inklusive diverser Besitzerwechsel näherbrachte. Anhand eines Modells im Innenhof wurden den SchülerInnen dann auch die Dimensionen dieses Bauwerks bewusst. Der Festungskomplex als solcher ist jedoch nicht nur sehr imposant, er beherbergt auch das Landesmuseum Koblenz mit vier Ausstellungsräumen. Somit erfolgte auf die erste Einführung ein theoretischer und praktischer Teil der „Ausbildung“, die mit dem eigenen Militärdiplom abschloss.
Im archäologischen Bereich befassten sich die SchülerInnen mit dem Einfluss der Romanisierung auf die damals keltische Bevölkerung, nachdem Cäsar 56 v. Chr. den Rhein bei Weißenthurm/ Neuwied überquert hatte. Diese Erkundung ging jedoch über die übliche Besichtigung hinaus und bot einmalige Gelegenheiten: So wurde den SchülerInnen nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sie erhielten vielmehr auch die Möglichkeit, Artefakte aus dem „Hands-on Bereich“ selbst zu „begreifen“ und auszuprobieren. Zahlreiche kulturelle Erzeugnisee der „Celtae“ (Tapferen) gaben Einblick in den Alltag, die Sitten, sowie den Glauben einer längst vergangenen Epoche. Anhand von Grabbeigaben erfuhr man, warum denn viele Schwerter absichtlich verbogen wurden, wie schwer ein schmückender Torques (Halsring) war, wie sich eine adlige Keltin schmückte und dass das bekannte Design römischer Wehrhelme eigentlich von den Kelten stammte.
Nach diesen Eindrücken erstellte die Gruppe jeweils ihr eigenes „Militärdiplom“ auf Goldfolie (früher Bronze), was in der Antike nur Soldaten zuteil wurde, die 25 Jahre im Dienste des römischen Heeres gestanden hatten – wenn sie es denn überhaupt bis zu diesem Zeitpunkt geschafft hatten. Mit zahlreichen Ideen und Stilus ausgestattet, fertigten sie nun eifrig ihr eigenes Zeugnis an, welches sie dann stolz mit nach Hause nehmen durften. Nach dem obligatorischen Truppenfoto in der Festung, wurden sie dann ehrenhaft entlassen und traten geordnet den Rückzug an.