Die diesjährige Juniorbotschafterkonferenz der Region Südwest in Ludwigshafen, an der 15 von 18 Schulen mit mehr als 90 Personen vertreten waren, fand am 12. und 13. Oktober 2023, erstmals zweitägig, statt. Veranstaltungsort war erneut die Berufsbildende Schule Wirtschaft I. Eingeladen hatte das Verbindungsbüro für das Europäische Parlament in Berlin durch Oliver Hänsgen, der als Leiter und Organisator vor Ort durch das Programm führte, für das die Event- und Werbeagentur Valentum Kommunikation (Regensburg) beauftragt worden war.
Für das Marion-Dönhoff-Gymnasium waren Janja Stefanjac (Schülerin der Stufe 8) und Karolina Müller, Abdulkarim Salkho und Leila Willems (SchülerInnen der Stufe 9) als JuniorbotschafterInnen angereist, begleitet von Seniorbotschafterinnen Alexandra Andernach und Sarah Walbröl. Thematisch im Fokus der Konferenz stand – wie nicht anders zu erwarten – die Europawahl am 9. Juni 2024, für die die fünf Staaten – Belgien, Deutschland, Griechenland, Malta und Österreich – neu das aktive Wahlrecht ab 16 Jahren ermöglichen werden. Doch sind die Jugendlichen überhaupt motiviert zur Wahlurne zu gehen und was wissen sie eigentlich über die Europäische Union?
Highlight des ersten Tages bildete der Auftritt von Romeo Franz, der sich im Anschluss an die letzte Europawahl 2018 als Abgeordneter für das Bündnis 90/Die Grünen im Europaparlament (MdEP) besonders für die Rechte von Minderheiten einsetzt. Franz stellte sich in einer zwei Stunden währenden Diskussionsrunde, moderiert von zwei Juniorbotschaftern, den Fragen der Anwesenden und wurde nicht müde herauszuarbeiten, dass gerade die jungen Menschen in Europa enorm wichtig für das Fortbestehen der demokratischen Gesellschaft sind. Er appellierte an die SchülerInnen, sich so jung wie möglich politisch zu engagieren, verwies dabei auf die Bedeutung der eigenen Position und die innere Überzeugung von ihr, die Suche nach Verbündeten und für Europa auf die von Allianzen. Sich mit der Mentalität und den Kulturen der Menschen anderer Länder auseinanderzusetzen, sie zu verstehen und zu akzeptieren, sei dabei eine Aufgabe fürs Leben: Zentral sei das Ringen um das richtige Handeln, es gebe nicht nur „Schwarz oder Weiß“, sondern gehe – um im Bild zu bleiben – um die vielen verschiedenen Grautöne dazwischen, die es gelte miteinzubeziehen. Die Jugendlichen selbst bewegte aktuell sehr stark der Angriff der Hamas auf Israel, sodass neben Erkundigungen zur Stabilität des europäischen Stromversorgungssystems sich das Gespräch immer wieder auf die Konflikte in Nahost und den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zubewegte. – „Wir brauchen euch in der Politik!“, zog Franz das erwartete Fazit zum Talk mit den SchülerInnen in Ludwigshafen.
Unter dem Motto „Eure Wahl, euer Projekt“ starteten die JuniorbotschafterInnen in den zweiten Konferenztag, an dem Projektideen zur Europawahl entwickelt werden sollten. Zeitgleich hielt Katharina Baumgartner, Referentin der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt/M., für die Lehrkräfte einen Vortrag zur Entstehung von Verschwörungsideologien. Wie entstehen derlei Mythen, welche Absicht verfolgen sie und wer interessiert sich dafür, glaubt sie mitunter auch?
Die Präsentation der Projektvorschläge zur Europawahl 2024 durch die JuniorbotschafterInnen zeigte neben deren Kreativität die Bedeutung der Wahlen für sie auf. Alle waren sich ihrer Rolle innerhalb der Schulgemeinschaft sehr bewusst und bestrebt, sie mit großer Ernsthaftigkeit zu vertreten. Die Durchführung einer Juniorwahl an der eigenen Schule – der Klassiker zur Werbung für die Europawahl schlechthin – galt den meisten von ihnen als selbstverständlich. Andere Mitwirkende sprachen sich für eine „Food-Tour durch die europäischen Länder“ in Kombination mit einer Informationsgebung zur Europäischen Union und den Wahlen aus. Ganz klar wurde immer wieder eins: Die JuniorbotschafterInnen sehen es als ihren Auftrag an, ihre MitschülerInnen, genau wie ihre nächste Umgebung, über „Europa“ aufzuklären und für die Europawahl zu motivieren. Jede Stimme zählt!
Nach dem obligatorischen Gruppenfoto, bei dem die Bühne in der Mensa der BBS aufgrund der vielen TeilnehmerInnen räumlich voll genutzt wurde, verabschiedete man sich, letzte Kontaktdaten wurden ausgetauscht und die Delegation aus Lahnstein machte sich auf ihre zweistündige Heimfahrt, erschöpft, aber motiviert und bereit, all die neuen Eindrücke und Vorhaben mitzunehmen und umzusetzen.