Am Montag, dem 19.06.2023, waren 54 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 in Begleitung von Religionslehrer Michael Paul und Ethiklehrerin Andrea Schmitt auf Exkursion in das benachbarte Bundesland Hessen. Ziel war, wie schon in den Jahren zuvor, die Gedenkstätte für die Opfer der NS-„Euthanasie“-Verbrechen in der Kleinstadt Hadamar.

Auf dem Mönchberg befindet sich heute das Zentrum für Soziale Psychiatrie (Vitos Weil-Lahn). Vor ca. 80 Jahren wurde die damals bereits existierende Landesheilanstalt von den Nationalsozialisten zu einer Tötungsanstalt umgewandelt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte Hitler im Rahmen der Maßnahmen zur sogenannten Rassenhygiene die Ermordung von psychisch kranken oder geistig behinderten Menschen forciert, den Tod dieser Menschen geradezu zynisch anmutend als „Gnadentod“ bezeichnet.

In der Folgezeit wurden in den Jahren zwischen 1941 und 1945 ca. 15.000 Menschen allein in der Tötungsanstalt Hadamar umgebracht. Damit gilt dieser Ort zusammen mit 5 weiteren Anstalten zu den Schauplätzen, an denen sogenannte „Minderwertige“ und „Ballastexistenzen“ der geplanten und organisierten Ermordung zum Opfer fielen. Unter dem Decknamen „T4-Aktion“ (Tiergartenstraße 4, Berlin) wurden im Deutschen Reich systematisch Patienten/Patientinnen von Heilanstalten und Pflegeheimen erfasst und über den Weg von Zwischenanstalten letztlich in eine Tötungsanstalt überführt. Der Ausnahmezustand des Krieges wurde dabei genutzt, um die schon seit 1935 geplanten Krankentötungen geheim zu halten.

Als Besucher der heutigen Gedenkstätte wurden die Schülerinnen und Schüler parallel in zwei Gruppen von pädagogisch ausgebildeten Personal durch die Einrichtung geführt und konnten vor Ort anhand von ausgewählten Einzelschicksalen erleben, was sich dort aus der Sicht der „Patienten“ abgespielt hat. Allen wurde während der Besichtigung klar, dass es für die dort eingelieferten Menschen keinen Ausweg geben konnte, war doch der Ablauf der Registrierung und anschließenden Tötung genauestens geplant und organisiert.

Beginnend im Innenhof der Anstalt mit der restaurierten Busgarage, anschließend dem Gang zu den sogenannten Untersuchungsräumen, bis hin zu der im Keller als Duschraum getarnten Gaskammer, kann der heutige Besucher sich vor Ort ein Bild machen von dem, was sich damals als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ereignete.

In den Wochen vor der Exkursion hatten sich die Zehntklässler der Kurse katholische Religion, evangelische Religion und Ethik auf dieses Thema bereits anhand von authentischen Dokumenten und Quellen inhaltlich vorbereitet. Die Fragen, die sich ihnen während der Führung durch die Dauerausstellung, die Kellerräume und auf dem benachbarten Friedhof stellten, konnten von den pädagogischen Fachkräften ausführlich beantwortet werden. Am Ende des Rundgangs bestand genügend Zeit, sich nochmals in Ruhe einzelne Räume (Duschraum, Sezierraum, Kremationsbereich im Keller) oder den Friedhof mit der Gedenkstele (Inschrift: „Mensch achte den Menschen“) anzuschauen. An diesem Vormittag erfassten die Schülerinnen und Schülern sehr schnell, dass ein Besuch der Gedenkstätte in Hadamar bei schönstem Wetter kein normaler Ausflug ist. Sich der Opfer dieser Verbrechen auch achtzig Jahre später zu erinnern und damit aktiv im schulischen Rahmen Gedenkarbeit zu leisten, wurde den Jugendlichen spätestens vor Ort zu einem echten Anliegen.