Am 19. Dezember 2024 unternahmen die Religions- und Ethikkurse der Klassen 10a und 10b eine eindrückliche Exkursion in die Gedenkstätte Hadamar, die zu den zentralen Erinnerungsorten der NS-Euthanasieverbrechen zählt. Begleitet von ihren Lehrkräften Herrn Dammann und Frau Sobioch und angeregt durch die ausführliche Führung vor Ort, beschäftigten sich die Schüler:innen intensiv mit einer dunklen und zugleich wichtigen Facette der deutschen Geschichte.

Die ehemalige „Heil- und Pflegeanstalt“ Hadamar wurde während der nationalsozialistischen Herrschaft zu einem Ort des systematischen Mordens. Zwischen 1941 und 1945 fanden dort über 14.000 Menschen, die als „lebensunwert“ deklariert wurden, gewaltsam den Tod. Zunächst diente Hadamar als eine von sechs Einrichtungen für die sogenannte „Aktion T4“, bei der Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen in Gaskammern ermordet wurden. Nach dem offiziellen Stopp der Gasmorde wurde das Morden durch gezielte Medikamente und Hunger fortgesetzt.

Der Ort selbst zeigt heute einen bedrückenden Kontrast: Die Fassade des Hauptgebäudes, einst Teil einer Klinik, wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, doch der Weg in die darunterliegenden Kellerräume lässt schnell erahnen, welches Grauen hier stattfand.

Die Führung begann mit einer Einführung in die historischen Abläufe und Orte der Gedenkstätte, darunter die Busgarage, die den letzten Haltepunkt der Opfer markierte, und die rückgebauten Reste der Gaskammer. Besonders beklemmend war der Blick auf den original erhaltenen Seziertisch, der dazu diente, an den Körpern der Opfer Untersuchungen vorzunehmen und Organe zu entnehmen – für pseudowissenschaftliche Forschungen, die die nationalsozialistische Ideologie stützen sollten.

Hoch emotional gestalteten sich die Momente, in denen Einzelschicksale anschaulich erzählt wurden – Geschichten von Menschen, die aus dem Leben gerissen wurden, weil sie nicht in das nationalsozialistische Idealbild passten. Diese individuellen Lebensläufe brachten die Dimension des Schreckens unmittelbar und berührend in die Gegenwart.

Ein ebenso wichtiger Teil der Führung beleuchtete die Perspektive der Täter:innen. Anhand von Biografien und Originalaussagen aus den Hadamar-Prozessen wurde sichtbar, wie das medizinische Personal sich aktiv an den Verbrechen beteiligte oder diese ermöglichte. Die Schüler:innen waren sichtbar betroffen und beschäftigten sich intensiv mit der Frage nach Schuld und Verantwortung.

Am Ende der Führung waren die Jugendlichen aufgefordert, darüber nachzudenken, was sie persönlich aus diesem Tag mitnehmen. Die Antworten reichten von Betroffenheit bis hin zu eindringlichen Botschaften: „Laut sein“, „kritisch sein“ und „auf das eigene Bauchgefühl hören“ lauteten einige der Zitate, die im Raum klangen und zeigten, wie wichtig eine persönliche Haltung angesichts historischer wie aktueller Ungerechtigkeiten ist.

Diese Exkursion war mehr als ein Blick zurück – sie war ein eindringlicher Appell an die Schüler:innen, wachsam zu bleiben und Verantwortung zu übernehmen, damit solche Verbrechen niemals wieder geschehen können.